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Michelsberg





Von St. Michel und vom deutschen Michel

Sebstian Franck spricht in seinem Werk vom „teutschen Michel“, ein Beweis, daß die Bezeichnung vor 400 Jahren bereits volkstümlich war. Der Spott klingt jedoch schon mit. Der pfälzische Reiteroberst Michael von Obertraut kann also nicht der „erste deutsche Michel sein, wie oft behauptet worden ist. Er war wohl im 17. Jahrhundert der allgemein bekannte General Michel. Zu seiner Zeit hatte der Spott über unsere Zerrissenheit den alten Ehrennamen schon zu einem Spottnamen der Welt gemacht. Dieser Ton blieb bis heute, wenn für uns auch Töne des verträumten, gutherzigen, ehrlichen und gesunden Wesens mitschwingen. Horchen wir einmal in die Zeiten, aus der der Name kommt.

Es gibt mehrere Michaelstage im Jahr, aber schon zu Karls d. Gr. Zeit wurde der 29. September das Fest dieses Kämpfers gegen den roten Drachen gegen alles Böse. Die ersten Christgemeinden sahen in ihm einen Ritter, den Anführer der treugebliebenen Schar, den Seelenführer; sie weihten Wodansberge zu Michaelsbergen, erbauten aus Bäumen der Wodanshaine Michaelskirchen. An seinem Fest dankten sie ihm für die Feldfrüchte. Bis dahin hatte Wodan der Dank gegolten. Sein Bild wurde auf Fahnen den Betern und den Kriegern vorangetragen. Seiner Führung schrieb man Siege zu. So wurde er beliebt als Schutz- und Namenspatron. Das wurde in der damaligen Welt bekannt, und man sprach vom deutschen Michel.

Wir können uns eines Lächelns nicht erwehren, wenn wir das überlieferte Prozessionsgebet unserer mittelalterlichen Vorfahren hören:

Vorbeter:
O St. Michel, möt dengem Schwäet,
Hau d'n Düvel an de Äed!

Beter:
Gangk demm Düvel su ze Liev,
Dat net Stupp noch Stätz draa bliev!

Die ganze Liebe und Vertrauensseligkeit liegt in der Sprache, die damals noch nicht abgeschliffen war, die noch Klang aus der Seele mitbekam. Den Vorfahren war Ernst, was uns zum Ergötzen ist, wenn der Feldpilgerzug betete:

„Der alle Mäuse baschten lassen möge!“

Der Michaelstag war einer der bedeutendsten des Jahres mit seinen Bergfeuern, Erntefeiern und Essen, Märkten, Arbeitsverboten und dem um eine Stunde früheren Feierabendläuten. Groß und klein hatte Michael etwas zu sagen und zu bringen.

Der Mechel kritt de Weechter
De Sechel us de Häng
Un hängk se met des Seechter
Vam Mannsvolk an de Wäng.

Er sorgt für die Pferde, der Hafer muß herein sen. Den Kindern gibt er die Obstgärten für die Nachernte frei. Keine Gegend, keine Mundart in deutschen Landen, die nicht Sprich- und Bauernworte von St. Michael und seinem Tag hat. Und darum bleibt er, der an die Stelle des Drachentöters Wodan trat, als Vorbild der Glaubens- und Pflichttreue unser Volkspatron, und die Bezeichnung „deutscher Michel“ ein Ehrenname, der zugleich Mahnung bedeutet, damit die unselige Zerrissenheit und der fremdzüngige Spott sich verlieren.

K.

Quelle: Zwischen Eifel und Ville, Nr. 10, 30. September 1949, Beilage der Kölnischen Rundschau
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