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Michelsberg





Der Michelsberg
(Münstereifel Land)

Jetzt ist er unser hl. Berg, da er seit Samstag dem Kreise Euskirchen zugehört.

Das mag wohl ein Grund gewesen sein, daß die Begeisterung un der Zustrom der Verehrer des hl. Michael auch aus dem Euskirchener Gebiet so groß waren, wie man es nie in den verflossenen Michaelsfeiern feststellen konnte. Wer ein Opfer brachte und sich bei Tagesgrauen erhob, um dem Drange seines Herzens zu folgen, der wurde reichlich belohnt durch den außergewöhnlich herbstlich-schönen Sonntagmorgen und durch das feierliche Hochamt, das vor dem Kirchlein in Gottes freier Natur doppelte Andacht erweckte:

Reiche uns aus Himmelshöhen
Heiliger Engel deine Hand -
Blick herab auf das Vertrauen
Welches du so gern belohnst,
Wenn zu dir hinauf wir schauen
Der du hoch auf Bergen thronst.

Darin drücken sich wohl die Gedanken aus, die des gläubigen Christen Herz auf dem Michelsberge, unter dem nicht durch ein Kirchengewölbe verdeckten blauen Himmel höher schlagen ließen. Gedanken und Gefühle, die Lob, Dank und Bitte vereinigten und einer Lerche gleich, den Staub der Erde verlassend zum hl. Erzengel in Himmelshöhen stiegen mit dem Wunsche:

Laß uns einst zur Rechten stehen
Bei der Auserwählten Schar,
Daß wir Gottes Antlitz sehen
Mit den Engeln immerdar.

In der Festpredigt traf Monsignore Dechant Hinsenkamp aus Bonn so recht die Worte, die der Stimmung der andächtig lauschenden Zuhörerschar entsprachen. Nach einem Hinweis auf die Bedeutung des kulturhistorischen Bodens, emporragend wie der Michelsberg selbst und zurückreichend in die Anfänge des deutschen Christentums bezeichnete er die Eifel mit Prüm und Echternach als den Ausgangspunkt des katholischen Glaubens vom Westen Deutschlands nach dem Osten. Weiter führte er aus: Diejenigen, die die Not der Zeit hierher geführt habe, möchten bedenken, daß die kath. Kirche im Laufe der Jahrhunderte gute und schlechte Zeiten und viel schlechtere als die jetzige Notzeit überstanden habe. Diese sollen sich vom Geiste der Kirche tragen lassen, ihre Satzungen und Anregungen befolgen, dann würden wir alle Sorgen und Lasten leichter tragen und unter dem Schutze des hl. Michael den steilen Weg gehen, der allein zum wahren Ziel führt. Zweifellos fanden die Trostworte des Hochw. Herrn Dechanten in den Herzen seiner andächtigen Zuhörer Dank und tiefsten Widerhall. -

Der herrliche Eifelsonntag fand am Abend noch einen prachtvollen Ausklang. Im Hintergrunde ballten sich graublaue Wolken, von denen sich der Berg mit seinem Türmchen plastisch abhob. Vom Westrande des Himmelsgewölbes flammte das Sonnengold auf und wob um den Berg mit seinem uralten Kirchlein eine prächtige, leuchtende Farbensymphonie. Durch die birkengeschmückte Straße zur Wasserscheide zogen die Wasser mit ihren Fahnen heimwärts zu Tal und von fern mischte sich der hauchartige Klang der Aveglocke mit den letzten Akkorden der in den Berghängen verhallenden Wallfahrtslieder der Heimkehrer.

Kl.

Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 6. Oktober 1932
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