Karmantan.de
Michelsberg





Sankt Michaelsberg
Ein 75 Jahr-Gedächtnis

Am kommenden Sonntag, dem 29, September ist das Fest des hl. Erzengels Michael, des Schutzpatrones der Deutschen. Dieser Tag bringt für das Kirchlein hoch oben auf ragender Bergeshöhe den Beginn der achttägigen Festoktav. In diesem Jahre ist aller Grund gegeben, diese Oktav recht feierlich zu gestalten. Denn vor 75 Jahren, am 1. Oktober 1860, ist die nach mehr als 24jähriger Unterbrechung der Wallfahrten wieder aufgebaute Kapelle vom Dechanten des Dekanates Münstereifel, dem Pfarrer Büdgenbach von Iversheim, feierlich eingeweiht und die uralte Gnadenstätte wieder ihrem erhabenen Zwecke zugeführt worden.

Am 6. Mai 1836 hatte der Blitz den Turm des alten Kirchleins getroffen und gezündet. Der Sturm entfachte das Feuer zur hellen Glut, und in wenigen Stunden war alles zerstört bis auf Chor, Seitenmauern des Schiffes und den Stumpf des Turmes. Das große Unglück verursachte tiefe Trauer weit über die ganze Voreifel hinaus. Sofort wurden Stimmen laut, die den Wiederaufbau des Heiligtums verlangten, und die Bemühungen in diesem Sinne setzten alsbald ein. Aber eine Reihe widriger Umstände, die hier nicht näher geschildert zu werden brauchen, verzögerte das Werk derart, daß erst kurz vor dem Michaelstage des Jahres 1860 der Neubau soweit vollendet war, daß das Kirchlein wieder in Benutzung genommen werden konnte. Aber noch fehlten der Turmhelm und die innere Ausstattung.

Kurz vorher war ein Aufruf eines Komitees an die Freunde des Michaelsberges erschienen, der sich in Münstereifel gebildet hatte zu dem Zweck, die Vollendung des schönes Werkes zu sichern. Dieser Aufruf war in der Nummer 39 des Euskirchener Wochenblattes vom 29. September 1860 zum ersten Male der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Er begann mit folgendem Appell:

„Noch ist das hohe Ziel, welches wir in den letzen Jahren anstreben, nicht erreicht, noch nicht das Haus vollendet zur Verehrung des hl. Erzengels, der als Patron sein Flammenschwert schützend über der Eifel Gefilde dahinschwingt. Mangel an den nötigen Mitteln hemmten bisheran den eifrigen Fortbau des Gotteshauses, und wenn auch nicht zu befürchten ist, daß die Opferwilligkeit der ganzen Umgegend, aller Freunde und Besucher des Berges das einmal begonnene Werk auf halben Wege stehen läßt, so ist doch namentlich ein Wunsch, der Allen Herz und Gemüt durchzieht: es möge bald an der heiligen Stätte, hoch über dem lärmenden Geräusche der Welt, hoch über Städten und Dörfern, Feldern und Wäldern, das höchste Opfer von Priesterhand dargebracht werden“.

Als dringendste Aufgabe wurde dann die Beschaffung eines der neuen Einrichtung der Kirche angemessenen Altares bezeichnet. Die Mittel dazu sollten „im Wege einer allgemeinen Konkurrenz“ herbeigeschafft werden. Zu diesem Zwecke wurden vorab 2000 Lose zu 5 Silbergroschen ausgegeben. Der „Preis“ der Verlosung, also der einzige Hauptgewinn, sollte der Altar selbst sein, d. h. derjenige, der das Glückslos ziehen werde, sollte der nominelle Stifter des Altares sein. Von dem Ertrage der „Konkurrenz“ wurden zwei hl. Messen gestiftet, von denen die eine in der St. Michaels-Oktave an dem Altare für den Stifter „resp. die Stifterin“, die andere für alle, die durch Kauf der Lose zu dem schönen Zwecke beigetragen haben, gelesen werden solle.

Der Aufruf war unterzeichnet von J. Hillebrand, Schützenmeister und Hauptmann der St. Michaelis-Schützen-Gesellschaft, H. Pauly cand. Theol. (der später Oberpfarrer von Monschau wurde), und P. Radermacher, Lehrer, sämtlich in Münstereifel. Er hatte einen ungeahnten Erfolg. Das von dem Komitee sorgfältig geführte Buch über den Lose-Vertrieb enthält mehr als 4000 Namen von Los-Inhabern, deren Wohnsitze sich über die ganze Eifel bis nach Aachen, Trier, Köln und Bonn erstreckten. In der folgenden Michaels-Oktav, am 4. Oktober 1861, fand die Verlosung im Priesterhause auf dem Michaelsberge statt. Der „Preis“ fiel auf das Los Nummer 300, dessen Inhaberin die Jungfrau Barbara Daniels von Münstereifel war. Ihr Name ist noch heute im Wallfahrtskirchlein zu lesen, und in der bevorstehenden Oktav wird an dem von ihr gestifteten Altare zum 75. Male für sie und für die mehr als 4000 Los-Inhaber das hl. Meßopfer dargebracht werden.

*

Am Sonntag, dem 29. September beginnt die Feier um 9 Uhr mit der Prozession aus der Pfarrkirche in Schönau. Schon vorher um 6.30 Uhr wird auf dem Michelsberg für die Sistiger Prozession eine hl. Messe gelesen. Um 9.30 Uhr ist das feierliche Levitenamt mit sakramentaler Prozession den Kreuzweg entlang. Um 11 Uhr ist die Feier der hl. Messe mit Festpredigt zu Ehren des Erzengels unter freiem Himmel. Nachmittags sind mehrere feierliche Andachten. In der Woche sind am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 10 Uhr Gottesdienste, Täglich ist von vormittags 8.30 Uhr an Beichtgelegenheit. Am morgigen Sonntag jährt es sich zum 150. Male, daß die Pfarrgemeinde Cuchenheim mit einer Prozession zum Michaelsberge zog.

Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 28. September 1935
© Copyright Stadtarchiv Euskirchen
© Copyright Karmantan







Zurück zu Karmantan







© Copyright karmantan.de