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Michelsberg





O unbesiegbar starker Held, Herzog Michael!“
Der Michelsberg, eine alte Kultstätte - Ein Kapellchen erstmals um 1330 urkundlich erwähnt - Ziel der Prozessionen in der Michaelsoktav

Auf der durch vulkanische Tätigkeit entstandenen Basaltkuppe, eine Stunde Weges von Münstereifel, befand sich zu altheidnischer Zeit eine Mahl- (oder Gerichts-) und Opferstätte Wodans, des Vaters der germanischen Göttergestalten. Später, als die christlichen Franken das Land besiedelten, ging der Name des Berges auf das am Fuß neu gegründete Dorf Mahlberg über. Auf der Höhe aber entstand ein Kapellchen zu Ehren des hl. Erzengels Michael, das erstmals um das Jahr 1330 urkundlich erwähnt wird. Festlich wurde am 29. September 1927 das 600-Jahr-Jubiläum der einsamen Betstätte begangen.

Ganz Münstereifel zog zum Mahlberg

Anfangs 1400 ließen die Edlen von Ahr, Myrbach und andere in die schon bestehende Michaels-Bruderschaft einschreiben. Nach 1500 errichteten die Grafen von Manderscheid-Blankenheim einen größeren Kapellenbau. Von Bürgermeister und Rat zu Münstereifel kommt 1607 Kunde, daß die gesamte Bürgerschaft in Ausführung eines Gelübdes in Prozession zum Michelsberg gezogen sei und um Aufnahme in die Bruderschaft gebeten habe. Im selben Jahr übertrug der Graf den Münstereifeler Jesuiten den Michelsberg mit allem Zubehör zu Eigentum.

Ein Freund und Wohltäter

Damit begann die Glanzzeit der St.-Michaels-Verehrung an diesem Orte und in der weitesten Umgebung. Ein besonderer Freund und Wohltäter der Kapelle war der Herr von Goltstein, herzoglich-jülisch Kämmerer, Geheimrat und Amtmann, zuletzt in Münstereifel. Mit dem Michelsberg fühlte er sich aufs innigste verbunden, dort wollte er auch seine letzte Ruhestätte finden. Er starb am 25. Oktober 1687 in Elsig, worauf seine Leiche zu Münstereifel für drei Tage aufgebahrt wurde. Dann trug die städtische Schützengilde ihren Gönner und Schutzherrn im Sarge auf ihren Schultern den weiten Weg über Rodert, vorbei am St.-Antonius-Häuschen, zum Michelsberg. Die Wollweberzunft ließ es sich nicht nehmen, die Straßen der Stadt, die der Trauerzug durchschritt, mit schwarzem Tuch zu belegen, das nachher an die Armen verteilt wurde. Der Verstorbene wurde in der Michaelskapelle beigesetzt. Der Grabstein befindet sich noch heute in der nördlichen Seitenwand von Tünche überdeckt. Die lateinische Inschrift lautet in deutscher Sprache:

„Hier ruht im Grabe der zu Lebzeiten im Dienste des Hochwohllöblichen Herzogs von Jülich, Kleve und Berg gestandene vertrauliche Ratgeber und Kanzler, Vater des Vaterlandes und bei allen beliebt: Johann Friedrich Freiherr von Goltstein, zu Lebzeiten ein Verehrer dieses Ortes, nach dem Tode sein Wohltäter; er starb 1687 am 25. Oktober.“

Die Kölner brachten riesige Kerzen

Inzwischen war der Andrang zu dieser Gnadenstätte immer stärker geworden. Mit dem Jahre 1685 hatte der Zuzug von Prozessionen aus Köln begonnen. Man brauchte für die Hin- und Rückreise drei Tage und brachte dabei eine riesige Wachskerze zur Kapelle. Der in den Jahren 1688-1692 herrschende französische Krieg legte u. a. die Burg in Münstereifel in Trümmer und bedeutete auch eine Unterbrechung der Wallfahrten. Nach dem Jahre 1700 nahm auch die Michaels-Bruderschaft wieder einen merklichen Aufschwung, namentlich, als Papst Clemens XI. ihr mehrere Ablässe verlieh. Zahlreiche Stiftungen und Schenkungen aus jener Zeit beweisen das allgemeine Vertrauen auf die starke Hilfe des Erzengels. Ein harter Schlag traf die Kapelle und den Dienst, als 1773 der Jesuitenorden durch Papst Clemens XIV. aufgehoben wurde; ausnahmsweise verwandelte der Landesherr, Kurfürst Karl Theodor, ihn in eine geistliche Kongregation von Weltpriestern.

Kuhstall und Schnapsausschank

Später begannen schwere Zeiten für den Michelsberg, die sich verschärften, als die Franzosen im Oktober 1794 einrückten und die Revolutionsmänner jeder kirchlichen Missionstätigkeit ein Ende machten. Schon war der Schnapsausschank auf dem Berge gestattet worden, jetzt wurde das Priesterhaus neben der Kirche einem Domänenförster zugewiesen, der dort seine Kühe und einen Schnapsausschank unterbrachte. Mehrmals war die Gefahr nahe, daß der Gottesdienst eingestellt und die Kapelle niedergelegt wurde. Um die Stätte bemühte sich zunächst der geistliche Direktor des Münstereifeler Gymnasiums, dann Pfarrer und Gemeinde von Schönau und Mutscheid. Aber ihre Eingaben an den Bischof Berdolet in Aachen hatten keinen Erfolg. Schließlich wurde die Kapelle dadurch errettet, daß das Bürgermeisteramt Münstereifel erklärte, jedes Dorf bedürfe einer Kapelle, also auch Mahlberg

490 Taler für die Instandsetzung

Nach der französischen Zeit dauerte es noch viele Jahre, ehe der Michelsberg zur Ruhe kam. Pfarrer Müller von Schönau erwirkte 1817 eine Kollekte für die Instandsetzung der Kapelle, die 300 Taler einbrachte. Weitere 190 Taler kamen hinzu, und so gelang es, das Gotteshaus wieder in einen würdigen Zustand zu setzen. Aber die preußische Regierung hatte die früher zum Michelsberg gehörigen Waldungen und Grundstücke verkauft und zeigte auch für die Wiederbelebung der St.-Michaels-Verehrung auf dem Berge kein Interesse, Pfarrer Müller nahm das erhaltene Inventar in Verwahr.

Aus Trümmern neu entstanden

Einen guten Freund erhielt die Kapelle 1828 in dem Friedensrichter Wülffing zu Münstereifel, der ein Kapital von 750 kölnischen Reichstalern u. a. zur Ausbesserung der Kapelle stiftete; 1835 ergänzte er die Summe durch weitere 154 Taler zum Seelenheil des erwähnten Freiherrn von Goltstein. Dann aber traf die Kapelle ein schwerer Schicksalsschlag: am 6. Mai 1836 fuhr ein Blitzstrahl in Kirche und Pfarrhaus und legte sie in Asche, nur das Chor blieb von der Zerstörung verschont. Paramente, Gefäße, Beichtstühle und die Möbel aus dem Pfarrhaus konnten gerettet werden. Große Trauer lag über der weiten Umgebung. Eine Kollekte bei den Katholiken für den Wiederaufbau wurde von der Regierung abgeschlagen, weshalb man zur Selbsthilfe griff. So kamen 2148 Taler zusammen, und 1860 war der Neubau vollendet. Für die innere Ausstattung setzte sich die St.-Michaels-Schützengesellschaft in Münstereifel ein. Zu Beginn der am 1. Oktober 1860 einfallenden Festoktav wurde die Kirche feierlich durch den Dechanten Bütgenbach geweiht. Als Festtage wurden der 8. Mai (Michaels Erscheinung) und der 29. September (Michaelitag) mit Oktav festgesetzt, wie es bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Der noch fehlende Turmhelm kostete 490 Taler, außer den beiden Glocken. Die Zahl der regelmäßigen Prozessionen war bis 1888 auf 22 angewachsen.

Die alten Ablässe erneuert

Eine schändliche Untat geschah in der Festoktav 1890, in der Nacht zum 30. 9. Diebe brachen in das Kirchlein ein und strahlen Monstranz, Kelch und Ziborium, des hl. Hostien am Berge umherstreuend. Alle Nachforschungen blieben erfolglos, worauf edeldenkende Menschen für Ersatz sorgten. In den Jahren 1896 und 1904 haben die Päpste Leo XIII. und Pius X. die alten Ablässe des Michelsberges erneuert. Die Pfarrangehörigen haben an der Südwand eine breite Freitreppe geschaffen, den Platz mit einer Mauer umfriedet, dem Hauptraum des Priesterhauses einen freundlichen Wandschmuck verliehen, das Innere der Kapelle mit einer Kreuzigungsgruppe geschmückt und eine Orgelbühne errichtet.

Peter Simons

Quelle: Euskirchener Volksblatt, Nr. 229 vom 1. Oktober 1954
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