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Ein Denkmal des Matronenkultes im Bonner Münster





Unsern Mitgliedern, die so manchmal im Eifelvereinsblatt von Ausgrabungen von Matronenheiligtümern unserer Vorfahren gelesen haben, wird nachstehende Mitteilung deshalb von besonderem Interesse sein. Zu Anfang August d. J. wurde in der Krypta der Bonner Münsterkirche ein Denkmal der Matronenverehrung zu Tage gefördert. Es handelt sich um eines der schönsten und interessantesten Monumente seiner Art, und, obwohl die oberen Vorderkanten des Steines abgesprengt sind, muß doch die Erhaltung befriedigend genannt werden. Die untere Hälfte der Vorderseite nimmt die Inschrift ein, während die obere Hälfte für die bekannte figurale Darstellung der drei Matronen bestimmt ist. In einer apsisartigen, flachrunden Nische sitzen die Göttinnen auf einer Bank und tragen kleine Fruchtkörbe. Die beiden äußeren besitzen den charakteristischen turbanartigen Kopfschmuck. Die Mäntel der Frauen sind schalartig um die Schultern gelegt. Im Hintergrund erscheinen über einem Wandteppich, der ungefähr die halbe Höhe der Nische einnimmt, drei Männerköpfe. Den oberen Abschluß des Steines bildet ein Flachgiebelchen mit schweren seitlichen Rundwulsten. Die Schmalseiten des Denkmals nehmen die Flachreliefs zweier stehender Frauenfiguren ein, die in ihren Händen geschmückte Stäbe und Fruchtkörbe tragen.

Die Matronen wurden besonders in den Gebieten des Niederrheins von der Mosel abwärts verehrt. So handelte es sich um Heimatgöttinnen, die zum Schutz der Familie und des Hauses angerufen wurden, also den römischen Laren oder Penaten entsprachen. Die Früchte in den Körben sollten die Erfolge ihrer Verehrung andeuten. Der Kultus wurde jedoch nicht durch die Römer an den Rhein gebracht, sondern er entstammte dem keltisch-germanischen Ideenkreis. Die Verehrung wurde durch die römische Besatzung keineswegs behindert, sondern aufgenommen, denn eine große Zahl der Denkmäler des Matronenkultes wurde durch römische Soldaten gesetzt.

Außer diesem bedeutenden Stück wurden in den vergangenen Tagen noch römische Altäre und Grabsteine in der Krypta ausgegraben. Die Nachforschungen werden fortgesetzt.

Aus: Eifelvereinsblatt, 29. Jahrgang, Nr. 8/9, August/September 1928, Selbstverlag des Eifelvereins, Schriftleitung Rektor Zender in Bonn





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