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Das Kreuz am Wege




Halten wir auf einer Wanderung nicht manchmal inne vor einem Bildstock oder einem Kreuz, die gläubige Vorfahren errichteten? Gleichsam aus de Heimaterde gewachsen, so stehen sie vor uns und sprechen über die Jahrhunderte hinweg zu uns. Wie vielfältig sind die Anlässe, die sie errichten ließen: Unglücksfälle, Tod, Sühne für Verbrechen, Dank! Wir kennen Pest- und Schwedenkreuze, die an die Zeit erinnern, da fremde Kriegshorden verwüstend die Eifelstraßen entlang zogen. Eines ist durch die Nürburgrennen bekannt geworden: es steht an der alten Poststraße Adenau - Kelberg (1633).

Oft finden wir Zahlen, Inschriften und Sprüche in den Stein eingehauen. So heißt es auf einem Flurkreuz, daß „Cuntez rudiger hannsen virekoven derstochen hat“, und andernorts mahnt ein Stein „Wandrer, stütze dich auf deinem ganzen Lebensweg auf das Kreuz Christi“.

Wenn im Mittelalter jemand einen Totschlag beging, dann mußte er - das wissen wir aus alten Sühneverträgen - an die Hinterbliebenen ein Wergeld (Manngeld) entrichten, zur Sühne an einen Wallfahrtsort pilgern, außerdem aber für den Ermordeten ein Sühnekreuz oder einen Bildstock errichten. Und man setzte sie dann gerne an vielbegangene Wegkreuzungen, damit jeder Vorübergehende für den so plötzlich aus dem Leben Geschiedenen bete. Das seit vorgeschichtlicher Zeit bestehende Waldgebiet des Kottenforstes bei Bonn zählt acht Kreuze, einige sind Jägerkreuze, so das Hubertuskreuz in der Hardt und das Jakobskreuz. Wald und Wild waren durch das Zeichen des Kreuzes geweiht.



Eines der ältesten Kreuze (1551) aus dem
Kreis Schleiden.

In alle diesen kleinen Heiligtümern besitzen wir einen kostbaren Volksschatz. Wir sollten an ihnen nicht achtlos vorübereilen; sie sind Mahnmal und Wegweiser auf unserem Wege durch die Welt zu Gott.

A. Moll


Aus: Unsere Heimat, Beilage zur Euskirchener Volkszeitung vom 6. Juni 1951




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